


Was kann dabei herauskommen, wenn sich fünf Menschen, mit viel zu wenig Zeit, die sich nur um die Ecke herum kennen, 12 Wochen lang für je eine kurze Stunde per Webkonferenz treffen, das zugrunde liegende Programm aus dem Internet kaum kennen, nur oberflächlich lesen und nur Bruchteile davon umsetzen?
Ein voller Erfolg!
Es ist zu vermuten, dass der große Erfolg nur bedingt auf die fünf Menschen mit zu wenig Zeit zurückzuführen ist, sondern überwiegend auf dem zugrunde liegenden Programm von John Stepper aus dem Internet basiert. Um was es darin im Detail geht, möchten wir hier kurz vorstellen.
Working Out Loud (WOL) ist ein Ansatz für effektives Arbeiten in Netzwerken.
Unsere Arbeitswelt wandelt sich von hierarchisch organisierten Organisationsformen zunehmend zu mehr sinn- und wertebasiertem und selbstorganisiertem Arbeiten (Stichwort u. a. New Work). Treiber sind dabei neue Technologien, Digitalisierung, Automatisierung, KI, die allumfassende Vernetzung, aber auch höhere Ziele (siehe Frithjof Bergmann).
Nehmen wir zwei der Entwicklungen heraus:
Es entwickelt sich dadurch der Bedarf an neuen Formen der Ablauforganisation einerseits und des intellektuellen und persönlichen Austauschs andererseits. Und der WOL Ansatz bedient diesen Bedarf. WOL besteht nach Bryce Williams aus zwei Komponenten:
Die Effekte sind eine koordinative Abstimmung der selbstorganisierten, dezentral geleisteten Arbeit mit Kolleginnen und Kollegen und – über die Rückmeldungen auf das eigene Erzählen – der benötigte Resonanzboden für die eigenen Leistungen und Fragestellungen.
WOL ist eine Mischung aus organisatorischer Koordination der Arbeit und dem Mindset, offen zu arbeiten und sich auszutauschen. John Stepper spricht von WOL als Methode. Das greift nach unserer gängigen Definition aber zu kurz. Wir würden WOL eher als Framework bezeichnen, da es über die Methodenebene hinaus z. B. auch kulturelle Aspekte beinhaltet und sich beide gegenseitig bedingen.
Theoretisch lässt sich WOL begründen und beschreiben. Zum Erfolg kann es aber nur beitragen, wenn WOL in der Praxis auch gelebt wird.
Das ist nicht so einfach, insbesondere, wenn man den Wandel der persönlichen Einstellung und Praxis berücksichtigt, den lautes Arbeiten benötigt. Deshalb hat John Stepper ein 12-wöchiges Lernprogramm entwickelt, mit dem sich das offenere und austauschbasierte Arbeiten üben lässt.
Es braucht dazu vier bis fünf Menschen mit der Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen und John Steppers WOL Guide. Diese Gruppe bildet einen WOL Zirkel.
Was hat unsere 5-köpfige Gruppe in den 12 Wochen erreicht? Hier ist ein Ausschnitt der Änderungen, die sich bei mir als Teilnehmer ergeben haben:
Das Tolle an dem WOL Guide ist sein didaktisches Konstrukt. Stepper arbeitet mit einem Head Fake im Sinne der Interpretation von Randy Pausch.
Ein Hauptteil des WOL Guides besteht darin, dass man sich ein Ziel setzt, an dem man 12 Wochen lang arbeitet. John Stepper lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die Arbeit an dem Ziel, während wir dabei teilweise eher unbewusst die WOL Arbeitsform erleben und einüben. Bei unserer Gruppe hat das gut funktioniert.
In unserem WOL Zirkel haben wir Teilnehmer uns kaum geschäftliche Ziele vorgenommen, sondern überwiegend persönliche Anliegen fokussiert. Das hat sich so ergeben und war nicht geplant oder abgestimmt. Unsere persönlichen Themen handelten von Spiritualität, Schamanismus, positivem Lebensgefühl und paraverbaler Artikulation.
Wir hatten dabei sehr schöne Highlights, die von der Gruppe folgendermaßen zusammengefasst wurden:
Im Prozess der 12 Wochen gab es alles zwischen Tränen und voller Begeisterung. Das deutet darauf hin, wie tief die Veränderungen gingen, die wir auf der persönlichen Ebene vollzogen haben.
Keiner in unserem WOL Zirkel hat sich vom sporadischen Netzwerker zum Influencer und WOL Profi entwickelt. Aber bei allen hat sich die Vorstellung unserer Arbeitsweise in der Zukunft geändert oder zumindest geschärft.
Alle Teilnehmer der Gruppe gaben an, die Teilnahme an einem WOL Zirkel an Kollegen und Freunde weiterzuempfehlen. Und die meisten wollen wieder an einem WOL Zirkel teilnehmen oder sogar einen neuen WOL Zirkel organisieren.
Nachdem wir, durch die Verfolgung überwiegend persönlicher Ziele, beim ersten Durchlauf des WOL Zirkels eher auf uns gesehen haben, legen zumindest wir – als Autoren dieses Artikels – unseren Fokus in der Zukunft auf die Umsetzung von WOL in unserer Arbeitswelt. Wir denken über ein konkretes, operatives Koordinationsmodell für die Umsetzung von strategischen Initiativen bei TEAMWILLE nach. Wir überlegen, wie wir WOL in die Arbeit mit den Dozenten und Studierenden im berufsbegleitenden MBA Programm „Agiles Projekt- und Transformationsmanagement“ an der Hochschule in Nürtingen einbringen können.
Und in einem ersten konkreten Schritt werden wir zwei neue Working Out Loud Zirkel starten, um uns selber weiterzuentwickeln und andere von WOL zu begeistern. Wir werden beide WOL Zirkel übergeordnet vernetzen und wollen dabei sehen, wie das funktioniert und welche Wirkung diese Vernetzung entfaltet. Wir sind gespannt, wohin uns die Reise führen wird.
Ihr werdet davon erfahren, denn wir arbeiten inzwischen ein Stück transparenter und reden darüber.
Thanks, John.