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Eigenverantwortung kommt von "eigene Antwort"

    Beitrag 10 von 12 der Reihe „25 Worte über das bewegungsvolle Jahr 2020“ 

    Verantwortung – ein vielgenutztes Ping Pong 

    Wir sind Anna und Sabina. Als Organisationentwickler ist der verantwortungsvolle Umgang mit Verantwortung essenziell. Damit meinen wir nicht nur die Art und Weise Entscheidungen zu treffen, mitzudenken oder über Auswirkungen des eigenen Handelns nachzudenken, sondern auch die sprachliche Nutzung des Wortes Verantwortung. „Wir brauchen hier mehr Eigenverantwortung“, ruft es aus vielen Ecken.

    „Trefft eure Entscheidungen eigenverantwortlich“, ist eine weitere Forderung, der wir regelmäßig begegnen. Eigenverantwortung und Verantwortungsübernahme scheinen hoch im Kurs zu sein, das Fingerspitzengefühl der verantwortungsvollen Übergabe von Verantwortung zeigt sich aber eher in weniger wertvollen Aktien. Kennt ihr die Situation, wenn euch spontan einer zuruft „Fang!“ und euch einen Gegenstand entgegenwirft? Das kann klappen, muss es aber nicht. Es ist abhängig davon, ob ich generell ein guter Fänger bin, wie ich auf Überraschungsmomente reagiere und ob dieser Gegenstand, der auf mich zufliegt etwas ist, was ich gleich in meinen Fingern spüren möchte. Lass uns gemeinsam überprüfen, ob wir die Sache mit der Eigenverantwortung eventuell etwas zielgerichteter und nachhaltiger angehen können.  

    Unser Wort-Duett von heute: „Eigenverantwortung“ und „Vertrauen“ 

    Einer Grundannahme, die wir öfters erkennen, ist: Wenn ich Verantwortung übernehme, kriege ich auch die Pfanne ab, wenn es nicht klappt, richtig? Geht doch einmal in ein Gespräch mit euren Kollegen und versucht herauszufinden ob sie die Annahme bestätigen würden oder nicht. Interessant ist auch, woran sie das erkennen. Da Sprache die Muster und Grundannahmen, bzw. Glaubenssätze einer Organisation sehr gut spiegeln, finden sich in Aussagen der Menschen oftmals Ansätze darin. Wird das Wort Verantwortung in Zusammenhang mit Rechenschaft, Risiko, Position genutzt? Begegnet euch Verantwortung öfters in Kombination mit „deine“, „eure“, „ihre“, „seine“? Horcht einmal rein in eure Organisation. Wichtig ist, dabei nicht anhand von Einzelaussagen eine innere Interpretation vorzunehmen, sondern einfach die Aufmerksamkeit auf die Nutzung von Sprache zu richten.

    Es lässt sich dadurch ein besseres Gefühl dafür entwickeln, mit welchen Worten wir welche Erlebnisse und Bilder verbinden. Vieles verbinden wir ganz automatisch durch die gegebenen Strukturen mit bestimmten Bildern. So finden wir das Wort Verantwortung in den AKVs wieder, einer Struktur für Rollen-, Funktions- und Positionsbeschreibungen in Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten. Da ist es wieder das Wort, diesmal offiziell verbunden mit einer ganz bestimmten Funktion oder Position. Verantwortung erhalte und habe ich also, wenn ich nicht nur meinen eigenen Namen trage, sondern einen bestimmten Platz in der Organisation erreiche. Da wir erleben, dass an diesen Plätzen auch gefochten, entlassen und heiß diskutiert wird, ist die Verantwortung nicht unbedingt ein Gut, was besonders glänzt. Wenn wir möchten, dass die Menschen in unserer Organisation neue Bilder zur „Verantwortung“ entwickeln, müssen wir ihnen welche geben und zwar indem wir sie in andere Erlebnisse bringen. Dafür benötigen wir das Fundament namens Vertrauen. 

    Vertrauen trägt Verantwortung auf Händen

    Soweit es uns bekannt ist, war es Lenin, der einmal gesagt hat: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“ Diesem Grundsatz möchten wir einen Gegenvorschlag machen: „Vertrauen ist der Kern, Nachfragen kann man immer noch.“ Wir haben in Impuls 7 schon intensiv über Kontrolle gesprochen. Wenn man Kontrolle als ein individuelles Gefühl versteht, kommt man in interessante Hypothesen auf Lenins Bedürfnisse und Persönlichkeit. Ein Kunde von uns sagte einmal: „Weißt du, Vertrauen ist für mich eine Entscheidung. Ich treffe ab der ersten Sekunde die Entscheidung, ob ich dir vertraue oder ob du dir mein Vertrauen erst einmal erarbeiten musst. Die meisten Menschen kriegen sofort mein Vertrauen.“ Wir hätten es schöner nicht ausdrücken können, um was es geht. Allein die Bedeutung von Vertrauen in Zusammenhang mit „arbeiten“ zu setzen, fühlt sich für viele dann genau so an: Nach anstrengender Arbeit. Wenn das Vertrauen dann irgendwann gewonnen hat, kommt die nächste Sorge auf, nämlich das Vertrauen wieder zu verlieren. Man möchte das Vertrauen eines anderen Menschen nicht verspielen. Das klingt mehr nach einem Pokerspiel mit dunkler Sonnenbrille als nach der Lust der Verbindung zueinander mit Offenheit zu begegnen. All diese Beispiele spiegeln, wie sehr sich in unserer Sprache Sorgen und Ängste integriert haben. Die Anerkennung der eigenen Verletzlichkeit (Impuls 4) würde uns hier wieder dabei unterstützen sehr viel Türen mit Leichtigkeit aufzumachen, die bisher völlig verschlossen sind oder aber nur viel Kraftanstrengung geöffnet werden konnten. 

    Wenn wir zusammenzählen würden, wie viele gute Erfahrungen wir durch Vertrauen gesammelt haben und wie viele Lernmomente, dann dürfte die Waagschale für die positiven Erlebnisse mit viel Übergewicht nach unten plumpsen. Vertrauensvorschuss lohnt sich also und in der Entwicklung von Organisationen ist er sogar das Fundament für eine gelingende Veränderung. Wer Vertrauen im Vorschuss schenkt, der schenkt anderen auch die Energie sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, achtsam zu sein und damit auch weniger Fehler zu machen. 

    Vertrauen ist eine selbsterfüllende Prophezeiung.

    Nun ist auch klar, dass die Antwort auf die Sache mit der Eigenverantwortung trotzdem nicht einfach sein kann: „Ich vertraue dir, also übernimm gerne die Verantwortung.“ Sie kann aber lauten: „Ich vertraue dir, die richtigen Entscheidungen zu treffen und dir Rat einzuholen, wenn du ihn brauchst.“ Wir können Eigenverantwortung also durch so leichte Dinge, wie ein paar authentische und vertrauensvolle Worte fördern. 

    Verantwortungs-Boost durch kleine Kniffe

    Ein weiterer Trick liegt darin, Verantwortung gemeinsam zu besprechen und zu übergeben. Wir haben z. B. gute Erfahrungen mit Delegation Poker gemacht. Es handelt sich dabei um ein kleines, aber wirkungsvolles Hilfswerkzeug aus dem Koffer von Management 3.0. Über Karten bespricht man ganz spezifische Aufgaben und klärt diese im ersten Schritt erst einmal. Wie bei Planning Poker wählt jeder danach seine Karte, die widerspiegelt, welche Höhe der Eigenverantwortung er sich für diese Aufgabe vorstellen kann. Daraus entsteht ein Gespräch zu den verschiedenen gezogenen Karten und man einigt sich über mehrere Runden schließlich auf eine Karte, mit der sich jeder als ersten Schritt wohlfühlt. Wer die Wahrnehmung hat, dass das Team eher zögerlich ist, kann auch einen zeitlichen Experimentierraum festhalten, um zu zeigen, dass es um ein Ausprobieren geht. 

      Beim Ruf nach mehr Eigenverantwortung von der einen Seite, wird gerne auch der Ruf nach mehr Raum für Selbstorganisation lauter. Wer also den ersten Ruf auslöst, sollte dies nicht aus einem Reaktionismus heraus tun oder aus einer Überforderungssituation der eigenen Person, sondern um das Ziel Selbstorganisation zu fördern. Es lohnt sich auch hier mit den Teams in eine gemeinsame Erarbeitung der Bedeutung von Selbstorganisation zu gehen. Dabei ist nicht wichtig, was man sagt, sondern was ihr den Menschen um euch herum sagt. Eine kleine Stütze zum gemeinsamen Gespräch kann unsere Darstellung der „4 Haupteinflüsse der Selbstorganisation“ vielleicht sein. 

        Mit dem Gespräch zu Eigenverantwortung und Vertrauen möchten wir euch allen einen guten Start in das neue Jahr wünschen. In den nächsten Wochen laden wir euch zu den zwei letzten Impulsen unserer Reihe „25 Worte für ein bewegungsvolles Jahr 2020“ ein. Unsere Idee für das Jahr 2021 decken wir in Impuls 12 gemeinsam auf.

        Wir sind gespannt auf euer Feedback!

        Eure Anna & Sabina

        Literatur:

        Scribble Eigenverantwortung und Vertrauen

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