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Von Drachen und Prinzessinnen. Wie man einer Organisation mit zwei simplen Führungsmethoden neue Energie verleiht

Wir alle haben es schon einmal gesehen oder gar selbst erlebt, dieses fantastische Phänomen vollständig mobilisierter menschlicher Energie: man betritt eine Sporthalle, Werkstatt oder Projektfläche und merkt sofort: hier passiert etwas! Die Menschen scheinen alle von etwas angetrieben zu werden, das sie zusammenschweißt, sie fokussiert, gemeinsam aktiv werden lässt. Die Akteure haben Anzeichen von freudiger Geschäftigkeit in den Augen, vergessen Raum, Zeit, ja sogar Hungergefühle und werfen in Anbetracht der höheren Ziele sogar tief verwurzelte Ängste über Bord.

Es handelt sich hierbei um ein Gruppenerlebnis, ähnlich dem sogenannten „Flow“. Dieses Wort beschreibt das beglückende Gefühl völliger mentaler Vertiefung und des Aufgehens in einer Tätigkeit, der vollständigen „Absorption“, die einen Raum und Zeit vergessen lässt [1]. Doch wie erzeugt man ein solches Gefühl auf der Ebene einer ganzen Organisation? Die zunehmend beachtete Führungslehre der Organizational Energy stellt sich dieser Frage. Sie macht menschliche Energie auf organisationaler Ebene bewertbar und messbar. Und was sich messen lässt, das lässt sich auch managen.

Die Schweizer Professorin Heike Bruch bewertete mit ihrem Team zu diesem Zweck das Energieniveau in bereits mehr als 800 Firmen und 23.000 Befragten weltweit [2]. Ihre Klassifizierung von Energieformen bietet eine simple und hilfreiche Aufbereitung des komplexen Themas. Sie beobachtete vier Arten der Energie in Organisationen. Diese lassen sich anhand ihrer Intensität (hoch/niedrig) und Qualität (positiv/negativ) differenzieren:

Produktive Energie: Mit Volldampf voraus“ - dies ist die Energie, welche Deutschland zur Einheit und die deutsche Fußballnationalmannschaft zum Weltmeistertitel brachte. Jogi Löw verstand es, eine hohe Intensität positiver Energie zu erzeugen. Hohes Engagement für die Sache und eine intrinsische Produktivität sind die Kennzeichen dieser erstrebenswerten Energieform, die man häufig in innovativen Start-ups oder in gut vorbereiteten Workshops vorfindet.

Angenehme Energie: „Fat and happy“ ist die kurze Zusammenfassung dieser Energieform. Die Beteiligten identifizieren sich hier stark mit dem Status Quo. Durch eine niedrige positive Energieintensität entsteht eine Wohlfühlatmosphäre. Diese ist nach Zeiten großer Anspannung zwar wichtig und trägt zur Stabilität und Kontinuität einer Unternehmung entscheidend bei. Sie birgt aber ebenso eine latente Bewegungsunfähigkeit, wenn sie zu lange als Selbstverständlichkeit angesehen wird. Ein Schelm, wer sich hier an den (sicherlich falschen) Stereotyp eines deutschen Amtes erinnert fühlt.

Korrosive Energie: „Wir streiken!”- ein hochintensives, emotional aufgeladenes, allerdings negatives Energieniveau macht diese Energieform zu einem echten Killer mit katastrophalen Auswirkungen auf die betroffene Organisation. Sie gilt es unter allen Umständen zu vermeiden. Organisationen und Projekte verschwenden ihre kostbare Organisationsenergie durch leichtere Symptome wie energieintensive Mikropolitik, Machtkämpfe und ihren eigenen Vorteil maximierende Einzelpersonen - und bleiben so im externen Wettbewerb auf der Strecke.

Resignative Trägheit: „Die Innere Kündigung” wird dort eingereicht, wo Vertrauen zerbrochen ist und kein Licht mehr am Ende des Tunnels gesehen wird. Resignative Trägheit bedeutet, dass negative Energien in Form von Kraft- und Perspektivlosigkeit die Organisation lähmen und für hohe Frustration unter Mitarbeitern wie Führungskräften sorgen. Organisationen in der Krise oder ohne klare Ziele befinden sich meist in dieser Opferstarre.

Mobilisieren Sie die Energie Ihrer Organisation!

Das Ziel ist klar: Produktive Energien gilt es freizusetzen! Was aber ist dazu nötig und wie kommt eine Organisation in den rechten oberen Quadranten unserer Matrix?

Die wichtigste Botschaft der Studien lautet: der Einflussfaktor, der über ein positives oder negatives Energieprofil in Organisationen am meisten entscheidet, ist, Sie ahnen es vielleicht schon: wirksame Führungsarbeit. Hierzu haben Sie laut dem Forscherteam die Wahl zwischen den folgenden zwei Maßnahmen:

Slaying the Dragon

Den Drachen töten“. Diese martialische Metapher steht für eine Strategie, bei der sich alles um die Erzeugung eines starken Kampfgeistes dreht. Dazu verwenden Sie einen Drachen, also eine ernstzunehmenden Bedrohung oder Gefahr, die unter allen Umständen abgewendet werden muss. Die wesentlichen Zutaten sind dabei das bewusste Hervorrufen eines Dringlichkeitsgefühls, das mobilisieren schlummernder Selbsterhaltungstriebe und eine große Bestimmtheit in Ihren Aussagen (siehe hochaktuell „wir schaffen das!“). Die größte Herausforderung ist es hierbei, ALLE Beteiligten zu involvieren. Oder anders ausgedrückt: Gegen den Drachen gewinnt man nur im Team!

Wie kann der Kampf gegen den Drachen nun konkret geführt werden?

  1. Analysieren und entwickeln Sie ein präzises Bild eines möglichen Problems oder Bedrohung. Was sind die zu fürchtenden Auswirkungen? Worum geht es? Werden Sie bildhaft. Inspirieren Sie und sprechen Sie die Gefühle der Menschen an und bitte lassen Sie dabei keines aus. Jemanden zu schützen, heißt ihn zu entmündigen und die Verharmlosung des Drachen bedeutet, dass man nicht weiß, wer im Kampf mein Gegner ist.
  2. Teilen Sie dieses Bild mit den Menschen und schaffen Sie Vertrauen - durch Transparenz und den offenen Umgang mit ernsten und kritischen Informationen. Laden Sie dazu ein, sich gemeinsam der Bedrohung zu stellen.
  3. Stärken Sie die Zuversicht der Menschen, dass die Situation gemeinsam zu meistern ist. Dies wird letztlich die benötigte Energie freisetzen.

Wecken Sie den positiven Kampfgeist, der in Ihrem Team darauf wartet, (wieder) geweckt zu werden!

Winning the Princess

Die Prinzessin erobern”. Auch hier wird ein Bild erzeugt, allerdings geht die Energie in die andere, positive Richtung: „hin zu“ statt „weg von“. Ein attraktives Ziel in der Zukunft wird mit allen fabelhaften Details beschrieben. Die schöne Prinzessin wandelt so oft es geht vor den Augen der Organisation auf und ab, winkt und zwinkert ab und zu.

Auf das genaue Definieren dieser „Prinzessin“ in allen erdenklichen Facetten und Attributen kommt es hier an. Kreieren Sie eine greifbare Vision einer attraktiven Zukunft (z. B. neuer Kunde, bessere Technologie, o. Ä.). Beschreiben Sie sie mit einfachen Worten und für alle klar verständlich, inspirierend und handlungswirksam.Nehmen Sie sich genug Zeit dafür!
Involvieren und beteiligen Sie die Menschen. Stärken Sie die Zuversicht, die Prinzessin zu erobern. Kommunizieren Sie Zwischenerfolge, lassen Sie die Prinzessin der Organisation zuzwinkern!

Mobilisieren Sie Energiepotentiale durch das Ausrufen einer außergewöhnlichen Gelegenheit!

Selbst wenn diese beiden Möglichkeiten auf den ersten Blick recht intuitiv und althergebracht erscheinen, die Mehrzahl der Führungskräfte scheitert laut Studie genau an zwei zentralen Aufgaben: das jeweilige Bild lebhaft und greifbar zu formulieren, und dieses dann im passenden Format und in der richtigen Dosis den Menschen zu vermitteln.

Durch die richtige Kommunikation ihrer sorgfältig konstruierten Bilder wird es den untersuchten Unternehmen nachweislich möglich sein, ihre organisationale Energieprofile in die gewünschte Richtung zu manövrieren. Das eigene Energieprofil zu erkennen, hilft bereits, sich noch bewusster für eine Strategie zu entscheiden und Menschen passgenauer zu motivieren. Viel Erfolg beim Erschaffen und Kommunizieren der Drachen und Prinzessinnen Ihrer Organisation. Sie schaffen das!

Literatur

  • [1] Csikszentmihalyi, M. (1990) Flow : the psychology of optimal experience, New York : Harper Perennial
  • [2] Bruch, H. and Vogel, B. (2011) Fully Charged: how great leaders boost their organization’s energy and ignite high performance. Harvard Business Review Press

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Kennenlernen mit Händeschütteln
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