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Hybrides Projektmanagement: Was ein preußischer General, die GPM und ein Projektmanager gemeinsam haben

Wussten Sie, dass der preußische General Carl von Clausewitz (geb. 1780) vor den gleichen Herausforderungen stand wie der heutige Projektmanager? Beide beschäftigen sich mit dem Verständnis komplexer Systeme und kommen auf vergleichbare Schlussfolgerungen.

Plan trifft Realität

Bevor ich Sie im Folgenden auf eine kleine Reise in die Militärtheorie mitnehme, ist zu betonen, dass ich modernes Projektmanagement keinesfalls mit Krieg vergleichen möchte. Meine Intention ist es lediglich, Ihnen zu zeigen, dass Komplexität und Unsicherheit im Projekt keine neuzeitlichen Phänomene sind. Dabei spielt der Begriff „Friktion“ eine zentrale Rolle. General Carl von Clausewitz beschreibt das Phänomen der Friktion 1832 als „einzige[n] Begriff, welcher dem ziemlich allgemein entspricht, was den wirklichen Krieg von dem auf dem Papier unterscheidet“ [1]. Er lehnt sich dabei an den physikalischen Begriff aus der Mechanik an, in der man Friktion als Reibung übersetzen kann. Von Clausewitz überträgt Friktion auf alle eintretenden Schwierigkeiten, die das geplante vom realen Vorhaben unterscheiden. Folglich treten nach von Clausewitz‘ Auffassung Ereignisse auf, die nicht berechenbar sind. Auch bei der Organisation und Führung von Menschen ist nach von Clausewitz zu beachten, dass eine Gruppe aus Individuen besteht, die jeweils ihrer eigenen Friktion unterliegen. Mit zunehmender Dauer des Vorhabens, wächst die Friktion, weil eine steigende Anzahl an nicht vorhersehbaren Ereignissen (z. B. Zufälle) Einfluss auf die Planung haben können.

Akzeptieren Sie Veränderungen

Betrachten wir seine Theorie aus dem 19. Jahrhundert, so erkennen wir Parallelen zum Projektmanagement im 21. Jahrhundert. Ein Projekt unterscheidet sich in seiner Umsetzung immer zu dem, wie es auf dem Papier geplant war, weil eben u.a. zahlreiche Faktoren auftreten, die nicht berechenbar sind.

Was tun dagegen? Für von Clausewitz war klar, dass ein guter General alle Unwägbarkeiten zu akzeptieren und diese zu seinem Vorteil zu nutzen hat. Diese Überlegungen sind in einigen bestehenden Projektmethoden bereits verankert. Im agilen Manifest, die Basis von Scrum, lautet eines der vier Prinzipien Reagieren auf Veränderung ist wichtiger als das Befolgen eines Plans.

Auch in der Projektmanagementmethodik Prince2 (Projects in Control Environment) sind vergleichbare Ansätze zu erkennen. Zwei der sieben Grundprinzipien sind: Fortlaufende geschäftliche Rechtfertigung und Anpassen an die Projektumgebung. Nun liegt es an uns diese in unserem Projektmanagementumfeld auch bewusst zu nutzen und zu leben. Projektmanagementtheorie bringt nichts, wenn Sie nicht angewandt wird.

Reagieren Sie agil

In meinem Alltag als Projektberater oder agiler Coach treffe ich immer wieder auf statische Projektpläne, auf denen man, trotz sich verändernder Umweltbedingungen, beharrt. Planung ist richtig und wichtig – keine Frage! Doch muss eine grundsätzliche Akzeptanz für die Notwendigkeit von kontinuierlichen Anpassungen gegeben sein. Nur so kann mit der notwendigen Flexibilität auf sich ändernde Anforderungen reagiert und reguliert werden. Lassen Sie uns gerne Methoden aus dem planorientierten Projektmanagement verwenden und ein Grobkonzept auf Papier festhalten, aber lassen Sie uns nichts in Stein meißeln und zumindest die Feinplanung inkrementell erarbeiten. Hinterfragen Sie Altes und versuchen Sie Neues, um Agilität in Ihre Organisation zu bekommen. Wie wäre es zum Beispiel mit der Technik des User Story Mapping, statt mit dem gewohnten Gantt Chart, um ihre Projektplanung zu erarbeiten?

Agilität ist heute genauso wichtig, wie sie es zu Zeiten von von Clausewitz gewesen ist und wir dürfen davon ausgehen, dass sie in Zukunft unerlässlich für das Managen von Projekten werden wird. Im agilen Projektmanagement wird Unsicherheit in der Planung akzeptiert. Das ist einer von vielen Gründen, warum Methoden wie Scrum, Kanban und XP nach der Untersuchung von Agile Status Quo, erfolgreicher abschneiden als planorientiertes Projektmanagement. Doch bevor Sie anfangen das alte Framework durch ein Neues zu ersetzen, werfen Sie immer zuerst einen offenen Blick auf Ihre Organisation. Machen Sie eine Inventur Ihrer Methoden und entscheiden Sie was sich lohnt zu behalten. Nicht alles am planorientierten Projektmanagement ist schlecht und nicht alles an Scrum und Co. macht immer Sinn.

Hybrides Projektmanagement kann die Lösung sein

Weshalb agiles ODER planorientiertes Projektmanagement, wenn auch beides geht? Seien Sie anspruchsvoll und kombinieren Sie beide Welten! Hybrides Projektmanagement ist das Zauberwort. Verwenden Sie agile Werte als Basis eines jeden Projektes und setzen Sie passende Methoden ein. Akzeptieren Sie die Friktion und erschaffen Sie Ihr individuelles System. Genau wie der preußische General von Clausewitz und der heutige Projektmanager beschäftigt sich die GPM mit dem Thema Komplexität und Unsicherheit und präsentierte 2016 im jährlichen PM Forum in Nürnberg ihre neue Zertifizierung, das Zusatzzertifikat hybrid+. Ein Ziel des Zusatzzertifikats hybrid+ ist es, das Verständnis komplexer Systeme zu vermitteln und deren Regulation durch ein iteratives Vorgehen zu fördern, um Unsicherheiten entgegenzuwirken. Mit dem Zusatzzertifkat hybrid+ treibt die GPM die Entwicklung des Projektmanagements weiter voran. Die Zertifizierung befähigt Projektmanager mit einem breiten klassischen Projektmanagementwissen agile Methoden integrieren und nutzen zu können.

Was verbirgt sich hinter hybridem Projektmanagement? TEAMWILLE ist autorisierter Trainingspartner der GPM und bietet einen Qualifizierungslehrgang im hybriden Projektmanagement an.

Literatur

  • [1] Carl von Clausewitz (1832): Vom Kriege, herausgegeben von Werner Hahlweg (Bonn:Ferdinand Dümmlers Verlag, 19.Aufl., 1991)
  • Bassford C./ Gyczy v. T./ Oetinger v.B.; (2001): Clausewitz Strategie denken, Herausgegeben von Strategieinstitut der Boston Consulting Group

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